… Sommer!
Die Saison haben wir mit einem Ausflug an den See eingeläutet. Wind, Sonne, Wärme, aber noch nicht unbarmherzige Hitze, eiskaltes Wasser, in das ich leider nicht reinkomme weil mir die Knochen wehtun wie anderen Leuten die Zähne, wenn sie sie in ein Eis stecken.
Die Vorbereitungen für diese Spontanaktion waren schnell getroffen. Brötchen schmieren wir schon lange keine mehr. Die wertvolle Zeit möchten wir lieber draussen an der Sonne sein. Also Kühlschrank auf, alles raus, was sich irgendwie eignet zum kalt essen und mitnehmen, schnell die Badesachen packen, und los geht’s!
Die Anschaffung vom letzten Jahr macht sich bezahlt, beschwört Campingstimmung herauf. Meine Isomatte, die auch als Sitzunterlage oder Schwimmhilfe dient, muss auf alle Fälle mit.
Das Leben unter freiem Himmel finde ich herrlich: Ich falte den Sarong als Tischdecke, richte unsere Kühlschrankausbeute darauf an, versammle alle hungrigen Mäuler darum herum und dann wird schnabuliert. Jeder nimmt, wozu er Lust hat.
Auch wenn logistische Probleme auftauchen, z. B. ein vergessenes Messer, trübt das meine Freude nicht, im Gegenteil: Mit einem Kunststoffbecher kann man den Camembert zerteilen und die Paprika lässt sich auch von Hand in Stücke brechen.
Das ist doch genau das Schöne daran: Zu spüren, dass man nicht auf allen Luxus angewiesen ist und dass man das einfache Leben sogar geniessen könnte, sich zumindest ziemlich elegant darin zurechtfinden würde.
Herrliche Mahlzeiten! Herrliches Leben! Ich mag solches Improvisieren, mich auf das Nötigste beschränken. Ich mag das mobile Leben. So flexibel wie möglich muss es sein. Unkompliziert. So, dass jemand kommen und sagen könnte: „In einer Stunde reisen wir ab.“ und ich ohne mich beeilen zu müssen in dieser Zeit reisefertig wäre.
So frei möchte ich sein. So frei, dass ich im Augenblick, in dem sie auf mich zu kommen, meine Lebensumstände annehmen kann, wie sie sind und zufrieden sein kann damit. Auf dieselbe Art, wie man beim Campieren nicht darauf besteht, dass Tafelsilber und Sonntagsgeschirr mitkommen müssen, damit Erholung möglich ist.
Das ist das Ziel. Es zu erreichen, dahin ist ein weiter Weg. Wie oft habe ich Angst, Ansprüche loszulassen, Vorstellungen und Wünsche weil ich meine, zu kurz zu kommen. Wie oft ist das so falsch gedacht. Wie schnell ist die Freude verdorben, wenn man auf seinen Vorstellungen besteht. Wie gross die Enttäuschung.
Ich wünsche mir, im „richtigen Leben“ genauso schnell kreative Alternativen zu finden, wie beim Ausflug an den See für ein fehlendes Messer.