Achtsamkeit

Im Augenblick leben. Abgegriffene Worte für manchen.
Ist es nicht eine Art Flucht, wenn man das praktiziert? Wenn man sich beim Spülen des Geschirrs überlegt, was daran schön sein könnte. Wenn man plötzlich dankbar wird für fliessendes, warmes und kaltes Wasser und den Einhebelmischer, der beides bequem und nach Wunsch mischt. Dankbar dafür, dass man sich das Spülmittel aussuchen kann. Wenn man anfängt, Düfte, den leichten Luftzug, der die Haut kühlt und den Blick in den blau-weissen Sommerhimmel wahrzunehmen, in sich aufzunehmen, zu geniessen.

Wenn man das, was im Augenblick ist, versucht mit allen Sinnen wahrzunehmen, ganz bewusst, dann verbindet man sich mit sich selbst, mit dem Leben und mit Gott. Man lebt mehr von innen heraus. Die Fähigkeit, nach innen zu sehen, ist grösser.

Die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit beschreiben die Kunst, im Augenblick zu sein, eins zu sein mit sich selbst, eins zu sein mit dem, was ich gerade tue, mit dem, was ich gerade berühre, womit ich umgehe.
Anselm Grün

Wünsche, Gedanken, Ansprüche von innen und aussen zerreissen unser Inneres. Wir sind Hin- und Hergerissen.
Das Leben im Augenblick eint uns mit dem, was ist. Es macht aus den vielen Stücken ein Ganzes. Wir fühlen uns wieder ganz.
Das ist Einheit.4stats Webseiten Statistik + Counterfree hit counters

Nebenbei werden wir bei diesem Training ruhiger und gelassener weil wir gewissermassen einen Schritt zurücktreten, ohne die Wachheit zu verlieren, ohne etwas von dem zu verpassen, was gerade passiert. Das Gegenteil ist der Fall. Wir verpassen etwas, manchmal das Wichtige, wenn wir zerstreut und zerteilt in Wünsche und Gedanken sind.

In diesem Sinne: Ja. Es ist Flucht. Flucht vor der Zerstreuung. Flucht vor der Zersplitterung, der Zerrissenheit.
Aber nicht Flucht vor dem Leben. Im Gegenteil.

Ein Gedanke zu “Achtsamkeit

  1. Hallo Schneiderin,

    Einal mehr freue ich mich, dass Deine Worte eine Erfahrung, ein Lebensgefühl malen, das ich oft teile. Etwa das Spülen – das warme Wasser, dabei ein Gefühl von Dankbarkeit für die leichte Verfügbarkeit und Fülle unserer Nahrung (im Gedenken an den weniger reichen Rest der Menschheit), der schöne Blick auf Dachterrasse und den Schwarzwald, die vertrauten Geschirr-Gegenstände, die ein weiteres Mal den Kreistanz ihrer Objekt-Bestimmung gehen…
    Für mich oft ein Moment, mich wieder als ganzes Wesen zu spüren, wenn ich viel in der mentalen Welt am Computer unterwegs war.
    Es ist für mich eine Freude zu lesen, dass es andere gibt, die diese Erfahrung der Achtsamkeit teilen – und dennoch im Netz engagiert sind.
    Danke für Deine Zeilen.

    Martin

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