Es ist, was und wie es ist.

Ich übe also das Nichterwarten und gleichzeitig das Loslassen des Pendels.

Und als die nächste Gelegenheit dafür kommt, versuche ich, mir möglichst nichts vorzustellen, bin einfach da und geniesse, was ist. Der Verstand möchte fragen und Vorbehalte anbringen. Ich lasse ihn nicht zu Wort kommen. Heute will ich nur den gegenwärtigen Augenblick sehen. Mein Herz, meine Hände sind offen, zu geben und zu empfangen. Ohne Ziel und Absicht. Ohne irgendwas zu steuern.

 

Ich spüre, an dem, was ist, ist nichts falsch. Der Schmerz kommt erst, wenn ich mich daran festzuhalten versuche. Er kommt erst, wenn ich erwarte, etwas zu bekommen. Er kommt, wenn ich erwarte, dass anhält oder sich wiederholt, was schön war.

 

Leise schieben sich in mir ein paar Dinge an die richtige Stelle und ich sehe zu, wie der Schleier sich auflöst, wie Morgennebel in der Sonne. Ein neuer Weg liegt da, frisch und unberührt, und lockt mich.

 

In diesem Morgenlicht sehe ich zurück und begreife, dass das, was trägt, nicht die Träume, die Wünsche und die Erwartungen sind. Was trägt, ist das, was ich in der Wirklichkeit antreffe. Das, was im Leben wirklich da ist. Gesagt, getan und erlebt.

Eine Beziehung ist das, was sie ist, nicht das, was sie hätte sein können. Das Leben ist das, was es ist, nicht, was ich erwartet und erträumt habe.
Träumen ist deshalb nicht falsch. Aber wenn ich nie etwas dafür tue, und wenn nie konkret wird, was sein könnte, dann zerbreche ich eines Tages an meinem Traum. Oder ich resigniere und gebe auf. Oder ich lasse ihn los.

 

Die Wirklichkeit trägt nicht nur, sie zählt auch.
Ich kann also hoffen, träumen, sogar erwarten, aber weitergehen kann ich nur mit dem, was ist.

 

Es ist, was es ist, sagt die Liebe. Dieser Satz von Erich Fried hat eine ganz neue Farbe bekommen.

6 Gedanken zu “Es ist, was und wie es ist.

  1. Je älter ich werde, je mehr ich bewerte, je unwahrscheinlicher wird mein Glück?

    „Wenn ich jung bin, dann will ich so klug wie die Erwachsenen werden.
    Wenn ich herangereift bin, studiere ich die Kinder, um glücklich zu werden“
    (Peter Rosegger)

    Ist mein Alter die Lizenz unglücklich zu sein? Ich begreife, dass das Leben zum geniessen da ist. Doch leider fällt mir das Kognitive nicht leicht – loslassen.

    Ich bin mir bewusst, dass ein festhalten des Pendels Stagnation bedeutet und klammere trotzdem.

    Ach liebes Leben, ich kann dich nicht festhalten, darf es nicht – ich weiß.

    Allein sein mit meinen Empfindungen, mein Leben lang. Es gibt den Partner, der dies versteht, findet er mich? Gemeinsam mit Ihm alt werden, wie wünsche ich es mir.

    Vieleicht mach ich’s wie das Pendel und schwinge durch meine Zeit?
    Ja ich will – die Liebe zurück.

    1. Meine Gedanken (eine Ergänzung zum neuen Beitrag).

      Glück ist nicht eine Frage des Alters. Es gibt glückliche Alte und glückliche Junge.
      Glück ist auch nicht eine Frage, ob Beziehung oder nicht. Es gibt glückliche Menschen in Paarbeziehungen und glückliche Singles.
      Du kannst auch allein mit Dir selbst glücklich sein.

      Wenn du loslässt, hast du beide Hände frei.

      Die Liebe ist da. In deinem Inneren. Und diese Liebe ist unabhängig von anderen Menschen in dir. Wenn du liebst, dann fühlst du die Liebe nur in dir selbst, nicht im anderen. Niemand kann sie dir wegnehmen. Du hast sie deshalb auch nicht verloren.

      1. Noch ein PS. Vielleicht kannst du mal versuchen, einfach für ein einziges Mal das Loslassen zu wagen. Für eine einzige kleine Situation.
        So überliste ich meinen Verstand. Ich sage ihm: Nicht denken. Ich probiere das jetzt. Nur für dieses eine Mal.

Hinterlasse eine Antwort zu schneiderin Antwort abbrechen