Angst oder Grossherzigkeit?

Was ist es, was uns Rücksicht nehmen lässt, was uns dazu bringt, unsere Bedürfnisse zu ignorieren, manchmal bis zur Selbstverleugnung?
Was ist es, was uns Träume vergessen lässt, andere Wege einschlagen lässt, als die, die wir eigentlich wollten?
Was ist es, was uns schweigen lässt, wenn wir angegriffen und in Frage gestellt werden?
Was ist es, was uns dazu bringt, die andere Wange hinzuhalten?
Was ist es, was uns bewegt, zu geben, zu geben und wieder zu geben, bis wir ganz leer und ausgebrannt sind?

Nächstenliebe? Barmherzigkeit? Grosszügigkeit? Gar Grösse? Weisheit? Oder eine andere hohe Tugend?
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Ist es nicht meistens eher Feigheit, die uns schweigen lässt, wenn wir übergangen werden?
Mangelnde Selbstachtung? Wir fühlen uns nicht wertvoll genug, als dass unsere Träume in Erfüllung gehen, dass wir glücklich sind, nicht wichtig genug, als dass wir das Recht hätten, angehört, ernstgenommen, ja geliebt, beschenkt und umsorgt zu werden
Oder ist es vielleicht Angst, dass alles anders werden könnte, dass das Vertraute für immer verschwindet?
Angst vor einem Land, das uns gänzlich unbekannt ist.
Oder Angst, dass wir in die Hölle kommen würden, oder zumindest bei Gott nicht mehr sehr gute Karten hätten? Im gemilderten Fall, nämlich dann, wenn wir Gottes Gnade schon kennen, fürchten wir uns immerhin vor unseren Mitglaubenden.
Angst, schief angesehen zu werden?
Angst, als egoistisch abgestempelt zu werden?
Angst, Freunde zu verlieren?
Angst, andere vor den Kopf zu stossen?
Angst, Verständnislosigkeit und Ablehnung zu kassieren?
Letztlich Angst, nicht geliebt zu werden?
Vielleicht ist Angst ein zu heftiges Wort und „Furcht“ trifft es eher, aber das ist im Grunde dasselbe.

Der Mensch will immer, dass alles anders wird, und gleichzeitig will er, dass alles beim alten bleibt.

Wir alle – auch ich – sind in dem Augenblick feige, in dem wir unser Leben ändern könnten.

Es ist immer einfacher, an die eigene Güte zu glauben, als den anderen die Stirn zu bieten und für die eigenen Rechte zu kämpfen. Es ist immer einfacher, eine Beleidigung stillschweigend hinzunehmen, als den Mut aufzubringen, gegen jemand Stärkeren zu kämpfen. Wir können noch so sehr so tun, als ob der Stein, der auf uns geworfen wurde, uns nicht getroffen hätte – nachts, im stillen Kämmerlein, wenn unsere Bettgefährten schlafen, weinen wir dann über unsere Feigheit.

Zitate aus Der Dämon und Fräulein Prym von Paulo Coelho

Könnte es sein, dass wir in einem Paradoxon gefangen sind: Wir fürchten uns davor, glücklich zu sein und geliebt zu werden, weil wir denken, dass uns dies nicht zusteht oder irgendwie anmassend wäre. Gleichzeitig rennen wir im Grunde unser ganzes Leben hinter diesen beiden Dingen her.
Die Frage ist jetzt nur: Wie kommen wir da wieder raus?

Ich lese mal weiter, vielleicht kommt die Antwort ja noch. Bin erst auf Seite 50 ;-)

9 Gedanken zu “Angst oder Grossherzigkeit?

  1. Vielleicht ist es ja nur, dass wir uns selber und unsere Angst zu wichtig nehmen, vielleicht wenn wir richtig hinsehen, ist da ja gar keine echte Angst und sie löst sich, beim sich selber beobachten einfach auf.
    Liebe Grüsse zentao

  2. Was ist wahre Grossherzigkeit. Ich habe sie selten erfahren. Wahre Großherzigkeit kennt keine Angst!

  3. @Schwarzkopf: Warum soll ich wissen, dass Du keine Ahnung hast? Kenn ich Dich?
    Ja, stimmt, es ist entweder Grossherzigkeit o d e r Angst. Das eine schliesst das andere aus. Nur ist mir in manchen schwierigen, weitreichenden Entscheidungen nicht klar, welches meine Motive sind. Grossherzigkeit oder Angst.

  4. Entschuldigung Schneiderin. Der erst erste Post von mir ist Schwachsinn. Du darfst nicht anfangen an Dir selber zu zweifeln. Tue was Du für Richtig hälst. Es werden sich immer Menschen finden, die gewisse Taten und Entscheidungen anders auslegen.
    Mich persönlich hat meine Großherzigkeit nicht weit gebracht. Trotz alle dem habe ich ein gutes Gewissen und weiß, daß ich mich selber nicht enttäuscht habe. Das ist doch das wichtigste… denn nur so hat man die Kraft weiter zu gehen…

  5. Entschuldigung angenommen. Jetzt weiss ich trotzdem nicht, was Du gemeint hast mit „Ich hab keine Ahnung und das weisst Du“ ;-) *schrecklichneugierigbin*

    Manchmal weiss ich nicht, was ich für richtig halte, halten soll, weil die eine und die andere Möglichkeit sich falsch anfühlen. Was man wünscht, muss deshalb nicht automatisch richtig sein. Es ist ein schwieriges Thema, an dem ich gerade kräftig zu beissen habe.

    Ja. Die Selbstachtung nicht zu verlieren ist sehr wichtig. Sonst hat man eines Tages keine Kraft mehr, weiterzugehen.

  6. Um Deine Neugier zu befriedigen: Ich bin durch Google auf Deinen Blog gestoßen. Ich habe auch nach Antworten gesucht.

    Ich persönlich stelle mir bereits jetzt die Frage: Was wünsche ich mir? Was will ich erreichen? Tatsache ist doch das sich Wünsche immer wieder ändern. Genau so die Ansichten. Ich versuche mich in die Situation zu versetzen, die mich in „Endzeitstimmung“ bringt, z.B. als alten Mann kurz vor dem Tod… ich will mir dann keine Vorwürfe machen wollen. Das versuche ich zu vermeiden. Ich will früher oder später sagen: „Ich bin zufrieden mit meinem Leben.“ Dann würde mir bewusst werden, daß es gar nicht mehr darauf ankommt, sondern darauf das ich das gesammte Leben über zufrieden gewesen bin. Das heißt genau so ein Moment wie beispielweise jetzt bei mir: Ich bin noch gesund, kann lachen und klar denken. Warum die Zeit mit Selbstzweifel vergeuden… Es gibt kein Richtig und kein Falsch! Es gibt nur Standpunkte und Ansichten. Was für den einen Falsch ist, ist für den anderen Richtig…

    Entscheide wer Du selber bist, und leb mit den Konsequenzen. Es ist die Angst die Dich dazu bringt diese Frage zu stellen. Die Angst falsche Entscheidungen zu treffen… das ist menschlich… das bringt uns dazu, darüber nachzudenken… entscheiden kannst nur Du. Du kennst Dich selbst am Besten. Du bist doch Dir selber Treu oder?

  7. Danke. Du hast mich ein Stück weiter gebracht.
    Es ist wirklich die Angst, falsch zu entscheiden, die mich dazu bringt, diese Frage zu stellen.
    Ob ich mir selbst immer treu bin, kann ich nicht ganz beurteilen. Immer sicher nicht, aber meistens.

  8. Schön wenn ich Dir irgendwie helfen konnte. Es bringt nicht sich über alle Wege Gedanken zu machen, mann muss einen Weg gehen… Wie auch immer Du Dich entscheidest, ich wünsche Dir alles Gute!

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